Stillstand ist Rückschritt

«Der Hubacher, der war noch ein guter SP-Präsident. Heute kann ich nicht mehr SP wählen, sie ist mir zu extrem geworden». Das habe ich nicht etwa kürzlich gehört, sondern in den 90er-Jahren. Vor ein paar Jahren hatte ich die Gelegenheit, mich mit Helmut auf der Freienhof-Terrasse über den Wandel der SP in den 70er-Jahren zu unterhalten. Er schilderte mir, dass die Öffnung der SP für feministische, ökologische und friedenspolitisch-armeekritische Bewegungen unbedingt nötig war. Hätte sich damals die SP nicht gewandelt, wäre sie heute nur noch eine kleine bedeutungslose Arbeiterpartei, zeigte sich Hubacher überzeugt. Das hat mich an meinen SP-Beitritt erinnert. Wäre die SP in den 70er-Jahren stillgestanden, wäre sie für mich Ende der 80er-Jahre nicht attraktiv gewesen, womit ich heute vermutlich ein Grüner wäre.

Warum erzähle ich diese Geschichte? Ich begegne ab und zu SP-Mitgliedern oder SP-Wählenden, denen es nicht gefällt, dass sich die SP wandelt. Dass sie sich zum Beispiel für die Fussballfankultur der Ultras einsetzt. Oder dass die SP an vorderster Front mit der Genderpause beim Reden unsere Sprache verändert. Aber dieser Wandel ist nötig! Denn was interessiert die Menschen von heute der Wandel von vorgestern? Die SP muss sich immer wieder öffnen für neue Themen, neue Bewegungen, neue Ansichten zu altbekannten Themen. In diesem Sinne freue ich mich auf das neue Präsidium der SP Schweiz und bin gespannt, wie lange es dauert, bis ich zum ersten Mal höre, der Levrat sei noch ein guter SP-Präsident gewesen…

PS: Am Tag nach dem Verfassen dieser Kolumne ist Helmut Hubacher verstorben. Was bleibt, sind Erinnerungen. Und eine moderne, linke SP Schweiz

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@Franz Schori, Co-Fraktionspräsident SP Thun, Zentralsekretär syndicom

Kolumne «Rote Feder» fürs links.be

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